Horaz - Oden II


Oden II





Oden 2, 14







5





10





15





20






25

Eheu fugaces, Postume, Postume,
labuntur anni nec pietas moram
rugis et instanti senectae
adferet indomitaeque morti,

non, si trecenis, quotquot eunt dies,
amice, places inlacrimabilem
Plutona tauris, qui ter amplum
Geryonen Tityonque tristi

compescit unda, scilicet omnibus,
quicumque terrae munere vescimur,
enaviganda, sive reges
sive inopes erimus coloni.

Frustra cruento Marte carebimus
fractisque rauci fluctibus Hadriae,
frustra per autumnos nocentem
corporibus metuemus Austrum:

visendus ater flumine languido
Cocytos errans et Danai genus
infame damnatusque longi
Sisyphus Aeolides laboris.

Linquenda tellus et domus et placens
uxor, neque harum, quas colis, arborum
te praeter invisas cupressos
ulla brevem dominum sequetur;

absumet heres Caecuba dignior
servata centum clavibus, et mero
tinguet pavimentum superbo,
pontificum potiore cenis.



Ach weh, fliehend, Postumus, Postumus, gleiten die Jahre dahin und Frömmigkeit wird den Falten, dem drohenden Greisenalter und dem unbezwingbaren Tod keinen Aufschub geben,

auch nicht, wenn du jeden Tag, mein Freund, mit 300 Stieren den tränenlosen Pluto besänftigen würdest, der den riesigen Geryon und Tityon


mit finstrem Strom bändigt, freilich leider von uns allen zu durchfahren, die wir das Geschenk des Lebens genießen, mögen wir nun Könige oder arme Bauern sein.


Vergeblich entgehn wir dem blutbefleckten Mars und den zerschmetternden Fluten des Adriatischen Meeres, vergeblich suchen wir im Herbst den unsren Leibern leidbringenden Südwind zu meiden:

Sehen müssen wir den schwarzen Cocytos, schlaffen Stromes umherirrend, und des Danaeus schimpfliche Abkömmlinge und den Aeoliden Sisyphus, verdammt zu ewiger Arbeit.

Zu verlassen ist die Erde, dein Haus und dein süßes Weib, und dir kurzlebigem Herrn wird keiner der Bäume, die du pflegst, außer verhasste Zypressen folgen;


dann wird verzehren ein würdger Erbe deinen Cäkuber, von hundert Schlössern bewahrt, und wird tränken den Fußboden mit edlem Wein, vorzüglicher denn bei den Mahlen der Priester.




Oden 2, 20






5





10





15





20

Non usitata nec tenui ferar
penna biformis per liquidum aethera
vates neque in terris morabor
longius invidiaque maior
urbis relinquam. Non ego, pauperum

sanguis parentum, non ego, quem vocas,
dilecte Maecenas, obibo
nec Stygia cohibebor unda.
Iam iam residunt cruribus asperae
pelles et album mutor in alitem

superne nascunturque leves
per digitos umerosque plumae.
Iam Daedaleo ocior Icaro
visam gementis litora Bosphori
Syrtisque Gaetulas canorus

ales Hyperboreosque campos.
Me Colchus et, qui dissimulat metum
Marsae cohortis, Dacus et ultimi
noscent Geloni, me peritus
discet Hiber Rhodanique potor.

Absint inani funere neniae
luctusque turpes et querimoniae;
conpesce clamorem ac sepulcri
mitte supervacuos honores.



Nicht mit gewöhnlichem und nicht mit zartem Flügel werde ich, der Dichter, zweigestaltig durch die klare Luft getragen werden und nicht werd‘ ich länger auf der Erde verweilen und werd‘ größer denn die Missgunst die Stadt verlassen.


Nicht ich, der Sohn armer Eltern, nicht ich, den du rufst, geliebter Maecenas, werde sterben und nicht ich werde von stygischer Flut verschlungen werden.
Schon jetzt setzt sich rauhe Haut an meine Beine und von oben her verwandle ich mich in einen weißen Schwan

und sanfte Federn entstehen entlang meiner Finger und Schultern.
Schon, schneller als Daedalus und Ikarus, werd‘ ich als wohltönender Vogel die Gestade des dröhnenden Bosporus, gätulische Syrten und hyperboräische Felder besichtigen.


Mich werden der Colcher und der Dazier, der sich keine Furcht vor den marsischen Kohorten anmerken lässt, und die äußersten Gelonen kennen, mich wird der kunstverständige Iberer einstudieren und wer aus der Rhone säuft.


Leichenlieder sollen meines leeren Grabes fernbleiben und unsittliche Trauer und Klagen; unterdrück das Geschrei und lass die überflüssigen Ehrenbezeigungen auf mein Grab sein!




Hilfen zur Übersetzung


Druckbare Version
Seitenanfang nach oben