M. CICERO ATTICO S. D.
[1] Quod me magno animi motu perturbatum putas, sum equidem sed non tam magno quam tibi fortasse videor. levatur enim omnis cura cum aut constitit consilium aut cogitando nihil explicatur. lamentari autem licet illud quidem totos dies; sed vereor ne nihil cum proficiam etiam dedecori sim studiis ac litteris nostris. consumo igitur omne tempus considerans quanta vis sit illius viri quem nostris libris satis diligenter, ut tibi quidem videmur, expressimus. tenesne igitur moderatorem illum rei publicae quo referre velimus omnia? nam sic quinto, ut opinor, in libro loquitur Scipio, 'Ut enim gubernatori cursus secundus, medico salus, imperatori victoria, sic huic moderatori rei publicae beata civium vita proposita est, ut opibus firma, copiis locuples, gloria ampla, virtute honesta sit. huius enim operis maximi inter homines atque optimi illum esse perfectorem volo.'
[2] Hoc Gnaeus noster cum antea numquam tum in hac causa minime cogitavit. dominatio quaesita ab utroque est, non id actum beata et honesta civitas ut esset. nec vero ille urbem reliquit quod eam tueri non posset, nec Italiam, quod ea pelleretur, sed hoc a primo cogitavit: omnis terras, omnia maria movere, reges barbaros incitare, gentes feras armatas in Italiam adducere, exercitus conficere maximos. genus illud Sullani regni iam pridem appetitur multis qui una sunt cupientibus. an censes nihil inter eos convenire, nullam pactionem fieri potuisse? hodie potest. sed neutri skopos est ille ut nos beati simus; uterque regnare vult.
[3] Haec a te invitatus breviter exposui. voluisti enim me o quid de his malis sentirem ostendere. προθεσπίζω igitur, noster Attice, non hariolans, ut illa cui nemo credidit, sed coniectura prospiciens: „iamque mari magno“— ;non multo, inquam, secus possum vaticinari. tanta malorum impendet Ilias. atque hoc nostra gravior est causa qui domi sumus quam illorum qui una transierunt, quod illi [qui] alterum metuunt, nos utrumque.
[4] 'Cur igitur' inquis 'remansimus?' vel tibi paruimus vel non occurrimus vel hoc fuit rectius. Conculcari miseram Italiam videbis proxima aestate aut alterius aut utriusque immanibus copiis ex omni genere collectis, nec tam direptio pertimescenda, quae nobis multis iam sermonibus denuntiata est, quam universae Italiae interitus. Tantas in confligendo utriusque vires video futuras. Habes coniecturam meam. Tu autem consolationis fortasse aliquid exspectasti. Nihil invenio, nihil fieri potest miserius, nihil perditius, nihil foedius.
[5] Quod quaeris quid Caesar ad me scripserit, quod saepe, gratissimum sibi esse quod quierim, oratque in eo ut perseverem. Balbus minor haec eadem mandata. iter autem eius erat ad Lentulum consulem cum litteris Caesaris praemiorumque promissis si Romam revertisset. verum cum habeo rationem dierum, ante puto tramissurum quam potuerit conveniri.
[6] Epistularum Pompei duarum quas ad me misit neglegentiam meamque in rescribendo diligentiam volui tibi notam esse. earum exempla ad te misi.
[7] Caesaris hic per Apuliam ad Brundisium cursus quid efficiat exspecto. Vtinam aliquid simile Parthicis rebus! simul aliquid audiero, scribam ad te. tu ad me velim bonorum sermones; Romae frequentes esse dicuntur. scio equidem te in publicum non prodire, sed tamen audire te multa necesse est. memini librum tibi adferri a Demetrio Magnete ad te missum [scio] περὶ ὁμονοίας. Eum mihi velim mittas. vides quam causam mediter.
|
Marcus Cicero grüßt Atticus
[1] Da du glaubst, dass ich von großer Gemütsbewegung verwirrt bin, ich bin es freilich, aber nicht von so großer, wie ich dir vielleicht scheine. Jede Sorge wird nämlich gelindert, wenn man entweder einen Plan aufgestellt hat oder nichts dem Nachdenkenden erklärt wurde. Es ist aber erlaubt jenes wenigstens die ganzen Tage zu bejammern; aber ich fürchte, dass ich nichts wäre, wenn ich auch durch nichts als Bemühungen und meine Briefe vorankomme, wäre ich schändend. Die ganze Zeit verbringe ich also überlegend, wie groß die Kraft jenes Mannes ist, den wir in unseren Büchern genügend sorgfältig, wie wir dir freilich scheinen, nachbildeten. Du erinnerst dich also an jenen Lenker des Staates, auf den wir alles berichten wollen? Denn so sagt Scipio, wie ich glaube, im 5. Buch, „denn wie für den Steuermann ein glücklicher Kurs, dem Arzt die Gesundheit, dem Feldherr der Sieg, so ist für diesen Staatslenker das glückliche Leben der Bürger das Ziel, dass es durch Stärke kräftig, reich an Truppen, weit an Ruhm und durch Tugendhaftigkeit angesehen ist. Ich will, dass jener Vollender dieser Arbeit nämlich unter den höchsten und besten Menschen sei.“
[2] Dieses hat unser Gnaeus sowohl vorher niemals als auch in dieser Angelegenheit keineswegs bedacht; die Alleinherrschaft wurde von beiden gesucht, und dieses wurde nicht gemacht, damit der Staat glücklich und angesehen wäre. Aber jener verließ weder die Stadt, weil er sie nicht schützen konnte, noch Italien, weil er vertrieben wurde, sondern er dachte von Anfang an dieses: alle Länder und alle Meere zu bewegen, ausländische Könige aufzuregen, wilde Völker bewaffnet nach Italien zu führen, und sehr große Heere zu vernichten. Jene Art einer sullanischen Königsherrschaft wird schon längst angestrebt, da es viele, die mit ihm zusammen sind, wünschen. Oder meinst du, dass unter diesen nichts vereinbart ist und keine Übereinkunft erzeugt werden konnte? Heute kann es sein. Aber keiner von beiden hat jene Absicht, dass wir glücklich sind; jeder von beiden will als König herrschen.
[3] Das habe ich von dir eingeladen kurz dargestellt. Denn du wolltest, dass ich darlege, was ich über das Schlechte wahrnehme. Ich weissage also vorher, mein Atticus, nicht weissagend, dass jene diesem niemand geglaubt hat, sondern eine Vermutung voraussehend: „schon beim großen Meer“ – nicht viel, sagte er, weniger kann ich weissagen; so viel des Schlechten wird Ilias verwenden. Und dieses ist unser Grund bedeutender, insofern wir zu Hause sind, als der Grund von jenen, die
[4] „warum also“, sagst du, „sind wir geblieben?“ Wir erschienen dir, wir liefen nicht entgegen oder dieses war rechter. Du wirst sehen, dass das beklagenswerte Italien im nächsten Sommer von den gewaltigen aus jeder Herkunft gesammelten Truppen entweder des einen von beiden oder beider niedergetreten wird, es muss nicht so die Plünderung gefürchtet werden, die uns schon durch viele Gespräche angekündigt wurde, als vielmehr der Untergang des gesamten Italiens. So groß werden, wie ich sehe, beim Zusammentreffen die Kräfte der beiden sein. Du hast meine Vermutung. Du aber hast vielleicht etwas Trost erwartet. Ich finde nichts, nichts kann elender, nicht hoffnungsloser, nicht schändlicher geschehen.
[5] was du fragst, das hat Caesar mir geschrieben; dieses war oft: ich war imstande, dass dieses ihm sehr angenehm war; und er bittet, dass ich mit diesem fortfahre. Balbus kleiner als dieselben Befehle. Dessen Weg war aber zu dem Konsul Lentulus, wenn er mit dem Brief von Caesar und Versprechungen der Belohnungen nach Ram zurückgekehrt war. Aber wenn ich die Vernunft der Tage habe, bevor ich glaube es wird eher vorübergegangen als sich einigen gekonnt haben.
[6] Ich will, dass dir die Nachlässigkeit, die er mir in seinen beiden Briefen schickte, und meine Sorgfalt in der Antwort, bekannt sind. Ich schicke dir die Abschriften derer.
[7] Ich erwarte hier den Kurs des Caesars durch Apulien nach Brundisium, was er bewirkt hat. Wenn nur irgendetwas mit den parthischen Sachen wäre! Sobald ich etwas gehört haben werde, schrieb ich dir. Und du mir die Gespräche der Guten, die ich will; sie sollen zahlreich in Rom sein. Ich weiß allerdings, dass du auf der Straße nicht rumläufst, aber dennoch ist es nötig, dass du vieles hörst. Ich erinnere mich, dass dir ein Buch gebracht wurde von dem zu dir geschickten Demetrius Magnet für die Einigkeit. Ich will, dass du mir dieses schickst. Du siehst, wie ich über die Sache nachdenke
|